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Zwischen Kletterwand und Raum der Stille

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Zwischen Kletterwand und Raum der Stille

geschrieben von Christoph Strack

Ein ungewöhnlicher Kirchenbau im boomenden Wedding. Am 6. Juni besuchten Mitglieder der Regionalgruppe Berlin die Baptistenkirche Wedding. Pastor Peter Jörgensen gab uns einen Einblick in den Bau und die Baugeschichte. Und schilderte beeindruckend, dass und wie sich die Gemeinde – auch dank einer Großspende  – dazu entschloss, an vertrauter Stelle ihr Gotteshaus zu renovieren und modern zu gestalten. Der erstmals 1895 im roten Backstein errichtete Bau steht heute nicht mehr zwischen eher ärmlichen Mietskasernen, sondern wird umrahmt von der Agentur für Arbeit auf der einen und einem der typischen neuen Berliner Bürobauten auf der anderen Seite. Daneben findet sich dann doch eine kleine Moschee – Wedding.

 

Die GKP-Regionalgruppe Berlin in der Berliner Baptistenkirche im Wedding
Die GKP-Regionalgruppe Berlin in der Berliner Baptistenkirche im Wedding (Foto: Christoph Strack)

Pastor Jörgensen erläuterte uns die Struktur der Baptisten-Gemeinden (jede Gemeinde ist für sich eigenständig, wird also nicht von einem übergeordneten Geistlichen dirigiert). Seine Gemeinde, die übrigens den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts hat, zählt rund 120 feste Mitglieder und hat einen Freundeskreis von rund 200 weiteren Personen; zum sonntäglichen Gottesdienst kämen, so der Pastor, 80 bis 100 Christen.

Die Raumgestaltung spiegelt die verschiedenen Nutzungen des Hauptraums und zugleich die Einbindung ins Viertel. Da ist das Taufbecken mitten im Kirchenraum, groß genug, um den oder die Täuflinge ganz unterzutauchen. Oder die Ausmalung, die die Gemeinde im Kiez und in der Stadt verortet. Und eine Wandseite des Raums – der unter der Woche für Jugendgruppen und ähnliche Angebote genutzt wird und wintertags auch als Indoor-Spielplatz dient – ist eine perfekte Kletterwand. Es gibt unter anderem einen eigenen „Raum der Stille“, einer Kapelle ähnlich, im Untergeschoss sowie Räume für Jugendgruppen oder Kleinkinder, deren Eltern oder Betreuer hinter Glas dem Gottesdienst  folgen können.

Werkbank in der Baptistenkirche Berlin vor einem abstrakten Kunstwerk
Werkbank in der Baptistenkirche Berlin vor einem abstrakten Kunstwerk (Foto: Christoph Strack)

An die Führung schloss sich noch ein längerer und spannender Austausch über Zugehörigkeit und Leben in einer evangelischen Freikirche an, aber auch über die religiöse Landschaft Berlins. Eine Zeitlang war Jörgensen neben seinem Pastoren-Amt 2020/21 einer von mehreren Beratern aus verschiedenen Religionsgemeinschaften im Auswärtigen Amt, das zu Zeiten der Großen Koalition die „Friedensverantwortung der Religionen“ zum Thema machte. Auch wenn die Ampel-Bundesregierung das Interesse für dieses Themenfeld merkwürdig runtergedimmt hat – mit seiner Verbundenheit zur internationalen Organisation „Religions for Peace“ ist Jörgensen nach wie vor am Thema dran und befasst sich in einem Gremium mit dem multireligiösen Mit- oder Nebeneinander in Metropolen. Samt konkreten Ortsterminen. Immer schon spannend – noch spannender und notwendiger seit dem Terror des 7. Oktobers und der verschärften Frage nach Religion in Konflikten.

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