geschrieben von GKP
Die Kölner Benediktinerin Emmanuela Kohlhaas hat die Rolle der Medien für die Aufarbeitung kirchlicher Skandale betont. „Der Wert freier Medien und ihrer Arbeit hat sich für mich zum Beispiel im Missbrauchsskandal erwiesen“, sagte sie in einem Interview mit den „Informationen“ (November-Ausgabe) der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP). „Ohne das hartnäckige Engagement der Medien wären wir in der Kirche nicht weitergekommen.“ Man neige in Kirche sonst dazu, „die unliebsamen Themen ganz schnell wieder unter dem Teppich verschwinden zu lassen“.
Kohlhaas äußerte sich auch zum Synodalen Weg, bei dem die katholische Kirche in Deutschland über Reformen berät. Sie ist selbst eine der Delegierten. Das Scheitern eines Grundlagen-Textes zur Sexualmoral bei der jüngsten Synodalversammlung im September, das sie als „Katastrophe“ bezeichnete, führte sie auch auf das Management der Beratungen zurück. „Man hat durch das Verfahren einen emotionalen Widerstand aufgebaut, der sich dann bei den Bischöfen in der Abstimmung Bahn gebrochen hat“, sagte sie. So seien beispielsweise zeitliche Vorgaben für Redebeiträge zu strikt gewesen. Sie kritisierte auch, dass einige Delegierte rote Karten hochgehalten hätten, „noch bevor jemand überhaupt den Mund aufgemacht hat. Da würde ich schon sagen: Leute, wir müssen alle miteinander noch ein bisschen üben.“ Es dürfe nicht einfach Machtgehabe gegen Machtgehabe stehen.
„Konsens über Dissens feststellen“
Die Benediktinerin plädierte dafür, „sich darüber zu verständigen, wo es keine Verständigung gibt“. Einen Konsens über den Dissens feststellen und die Spannungen aushalten – das sei „die Matrix, die Veränderungen erst ermöglicht“. Als Beispiel nannte Kohlhaas die Formulierung „We agree, that we disagree“, die in der anglikanischen Kirche bei Konflikten zur Anwendung komme. „Diese Formel könnte auch auf dem Synodalen Weg weiterhelfen.“
Emmanuela Kohlhaas war von 2010 bis 2022 Priorin der Benediktinerinnengemeinschaft Köln und gründet derzeit in Düsseldorf ein neues Kloster. In der kommenden Woche beteiligt sie sich beim diesjährigen Katholischen Medienkongress in Bonn und diskutiert bei einem GKP-Panel unter anderen mit dem stellvertretenden Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, Paul Ronzheimer. Zu dem Kongress vom 2. bis 4. November unter dem Motto „Let’s face it – Authentizität und Kommunikation“ erwarten die Veranstalter rund 250 Medienschaffende und Kommunikationsexperten.