geschrieben von Nicole Stroth
König Ludwig I. gründete 1850 die Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und ihm war damals vor allem eines wichtig: Er wollte hier echte Menschen und Seelsorger haben. Und die gibt es zum Glück auch heute noch – davon konnte sich die Münchner GKP-Regionalgruppe am 26. Oktober 2023 selbst überzeugen. Abt Johannes Eckert führte die GKP-Mitglieder durch die Kirche und das Kloster und berichtete viel Wissenswertes und Spannendes rund um die Historie dieses besonderen Ortes, aber auch über aktuelle Herausforderungen. Im Moment leben sieben Benediktiner in Sankt Bonifaz, doch um die Zukunft ist dem Abt nicht bange. „Schon als ich in den Orden eingetreten bin, waren wir eine kleine Gemeinschaft“, erklärt er. „Das ewige Schielen auf Novizen bringt nichts. Ich habe da eine große Gelassenheit.“
Für München ist Sankt Bonifaz ein Unikum, denn im Stadtkloster spiegelt sich die komplette Bandbreite der Gesellschaft wider. „Wir sind kein gleichströmiger Konvent“, so Abt Johannes. „Da ist auch für uns eine Kraft drin. Wir sind Mönche und Seelsorger – das beinhaltet eine gewisse Spannung, schließt sich aber nicht aus.“
Wenn Abt Johannes erzählt, merkt man sofort: Hier hat jemand seine Berufung gefunden und lebt sie auch. Genauso wie Frater Emmanuel Rotter, Prior von Sankt Bonifaz. Er begründete mit einem Mitbruder die Obdachlosenhilfe im Kloster und leitet sie mittlerweile seit mehr als 30 Jahren. Frater Emmanuel gab den GKP-Mitgliedern von den Anfängen bis heute einen beeindruckenden Einblick in diese Arbeit. Im Kloster waren zum Beispiel auch die ersten Redaktionsräume der Münchner Straßenzeitung BISS, deren Mitbegründer Frater Emmanuel war, untergebracht. Zum Abschluss zeigte Frater Emmanuel der Gruppe noch die Räume des Haneberghauses, das 2001 extra für die Bedürfnisse obdachloser Menschen neu gebaut wurde. 450 Personen kommen täglich dorthin, um eine Mahlzeit zu erhalten, 60 Personen, um zu duschen, 80 Personen, um in der Kleiderkammer fündig zu werden, 35 Personen, um sich vom medizinischen Team untersuchen zu lassen. Neben dieser praktischen Versorgung zählt für Frater Emmanuel aber in erster Linie, „dass der Mensch bei uns in seiner Ganzheit gesehen wird. Wir sind ein Ort, wo alle respektiert werden.“
Gastfreundschaft und Gemeinschaft werden in Sankt Bonifaz großgeschrieben. So waren die GKP-Mitglieder nicht nur zu Führungen und Gesprächen eingeladen, sondern auch zur Mitfeier von Vesper, Gottesdienst und Komplet.