geschrieben von GKP
GKP-Region Fulda diskutierte mit Fuldas Frauenbeauftragter
Hat sich das Frauenbild gewandelt? „Es hat sich viel verändert“ seit ihrem Amtsantritt vor 25 Jahren, meint Fuldas Frauenbeauftragte Hildegard Hast. Mit Mitgliedern und Gästen des Regionalverbands Fulda der Gesellschaft Katholischer Publizisten (GKP) diskutierte sie im Frauenzentrum über „Frauenbilder“. Über eine sowohl angeregte wie anregende Diskussionsrunde freute sich GKP-Regionalbeauftragter Michael Schwab.
Rollengemisch
Inzwischen gebe es „Rollengemische.“ „Wir haben nicht mehr das alte Rollenbild, sondern wir haben gleich drei gemischte Rollenbilder im Kopf mit den Erfahrungsebenen: Was habe ich als Kind erlebt, was habe ich danach erlebt, und wie bin ich geworden“, erläutert Hildegard Hast. Das führe zu so impulsgebenden Beispielen wie das der fitten Vierzigjährigen, die das Rollenbild der älteren Frauen versteht, das eigene vertritt und wiederum auch das der jüngeren versteht. „Toll finde ich“, so urteilt die unermüdliche Verfechterin für die Belange der Frauen, dass das heutige Rollenverständnis längst „nicht mehr so festgezurrt ist.“ Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts habe das noch völlig anders ausgesehen. „Wir haben noch böse Diskussionen gehabt, wenn die Hausfrau gegen die Berufstätige aufgestachelt wurde.“ Die Männer brauchten gar nichts mehr machen, stellt Hast süffisant fest. Inzwischen aber hätten es Frauen nicht mehr nötig, sich gegeneinander auszuspielen.
Frauennetzwerk
Einen entscheidenden Anteil an diesem teilweise zähen, langwierigen, aber letztlich erfolgreichen Veränderungsprozess haben Projekte wie z.B. die von Hildegard Hast und zahlreichen Mitstreiterinnen initiierte „Fuldaer Frauenwoche.“ „Unser stärkstes Frauennetzwerk in Fulda ist das Netzwerk rund um die Frauenwoche“, stellt Hast rückblickend fest. Das jeweilige Programm sei das Ergebnis eines gut einjährigen Vorbereitungsprozesses. Viele Bestrebungen sind daraus entstanden wie etwa das Frauenzentrum in der Schlossstraße – ein Treffpunkt für die verschiedensten Fraueninitiativen. 1990 hatte alles seinen Anfang genommen. „Irgendwann waren immer mehr Frauen soweit zu sagen, wir würden auch gerne etwas Politisches machen. Mit der Frauenwoche bieten wir Frauen nun einen Rahmen, in dem sie auch außerhalb der klassischen Politik etwas erarbeiten und bewegen können.“
Lise-Meitner-Straße
Dass es für Initiativen interessante Handlungsfelder gibt, belegt Hildegard Hast gerne mit einem weiteren Beispiel. 280 Straßen in Fulda sind nach Männern benannt, aber nur 32 nach Frauen. Während der Frauenwoche im vergangenen Jahr seien deshalb einige Straßen zeitweise umbenannt worden. Was Fuldas Frauenbeauftragte in diesem Zusammenhang jedoch besonders freut: Ihr ist es gelungen, dass die Verbindung von der Daimler-Benz Straße zur Hochschule zur Lise-Meitner-Straße wurde. „Gibt es eine treffendere Bezeichnung als die berühmte Wissenschaftlerin, die in ihren ersten beiden Jahren in Berlin die Universität nur durch den Hintereingang betreten durfte?“, fragt Hildegard Hast schmunzelnd?
Netzwerken generell macht Fuldas Frauenbeauftragter richtig viel Spaß. Nicht nur zur Frauenwoche. So hat sie ihre netzwerkerischen Fähigkeiten beispielsweise eingebracht, um einen bitter nötigen „Runden Tisch gegen häusliche und sexualisierte Gewalt“ aus der Taufe zu heben oder eine Prozessbegleitung über den gleichnamigen Verein aufzubauen, die (jungen) Frauen bei Fällen von sexualisierter Gewalt im Verfahren vor Gericht helfen will. „Ich bin eben eine Themen-Allrounderin, das macht mir Freude“, lächelt Hast, die aber gleich wieder nachdenklich wirkt beim Thema Migration und ihren Folgen. „Wir wissen nicht, wie sich die Situation im Geschlechterverhältnis noch entwickeln wird und vielleicht neue Probleme im Rollenverständnis von Frauen auftauchen, die wir eigentlich schon gelöst glaubten.“
„Dass auch in Zukunft noch so manches dicke Brett in der Frauenpolitik zu bohren zu sein wird“, ist sich Regionalbeauftragter Schwab sicher. Hildegard Hast habe in den zurückliegenden zweieinhalb Jahrzehnten gerade bei vielen Männern ein „Nach- und mitunter Umdenken“ ausgelöst, das viel zum gewandelten Verständnis der Geschlechter untereinander beigetragen habe.